(Auschnitt aus der Eröffnungsrede)
"Es lohnt sich, den Ausdruck „Zeit hinterlässt Spuren“ näher zu untersuchen. Wenn die Zeit Spuren hinterlässt, wird suggeriert, dass Übrigbleibsel aus der Vergangenheit wie zufällig am Wegesrand zurückgelassen wurden, Nebensachen einer viel größeren, unaufhaltsamen Bewegung. Das menschliche Weltgeschehen ist demnach beiläufig.
Erst, wenn Jahre und Jahrhunderte ins Land gegangen sind, wird der historische Niederschlag für uns sichtbar und analysierbar. Visuell denkt man bei „Zeitspuren“ an moosbedeckte Steinruinen, verwitterte Schiffswracks, und alte Gegenstände, die vor lauter Gebrauch und Wettereinwirkung ihren Glanz verloren haben. Wie in der Stilllebenmalerei, die ohne lebendige Figuren auskommt, spielt der Mensch nur eine Nebenrolle. Zeitspuren werden in einer Situation danach erkannt, nach dem Menschen, nach der Einwirkung der Gezeiten.
Ähnlich verhält es sich bei der Einordnung der hier ausgestellten Arbeiten. Übersieht man die Gesamtauswahl, sind klar voneinander abgegrenzte künstlerische Phasen erkennbar, die sich zeitweise auf Andreas Trautweins Werk auswirkten. Wer sein Schaffen kennt, weiß, dass er sich neben dem Stillleben einer breiten Palette an künstlerischen Gattungen gewidmet hat, von der Porträt- über die Landschaftsmalerei bis hin zur figurativen Skulptur. Diese kreative Streuung wurde in Form von wechselnden Stilphasen gebündelt, die der Künstler über alle Gattungen hinweg ausarbeitete."